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Hier der Bericht
FRANSHATS aus seiner Hölle drittem Kreis:
Fragmente seines Testamentes
mit dem Pinsel fixiert
DER}IOITINDER hingeworfen die Konturen
und immer im Fieber.
l-
Hier auf verfallender Leinwand
l. diese Töchter des Nichts
TUIATTDIEFÜNF hier des Armenhauses
brutale Regentschaft.
VORSIEHERINNEN Greisin jede.
Die älteste im 86. Jahr.
Schwarz die Roben
die Kragen riesig
DES unter den amtlichen Eulenhauben
beinern die Visagen des Hades.
5 Augenpaare, aufgerissen
ARIUIENHAUSES ohne Erbarmen der Blick
I0 Augen, die nicht sich schließen
seit dem Jahr 1664
}NARHTllI die das dreckige Hochwasser jeden Frühling
I0 Augen, die niemals die Dolche des Feuers blendeten
höhnisch verschmähte.
Auf seinen schmierigen Malerhut
steckte er Kerzen.
Dämmerung war immer
im Saal des Spitals.
Immer fror es ihn
die Jacke war dünn
das Hemd hing in Fetzen.
Von Zeit zu Zeit
las er Abschnitte
aus einer griechischen Mythologie.
Die Hündinnen der Hekate
waren ein terminus technicus ihm.
Sein Skizzenbuch füllte sich
mit Physiognomien von Geizigen, Habsüchtigen
Totalfrigiden, Sadistinnen.
Nach vorhandenem Revers
bewilligte das Wohlfahrtsamt ihm
I50 Gulden fürs Jahr
5 Wagenladungen Torf
für den Winter in Haarlem
4 Gulden bekam der Totengräber
fürs Armengrab
in der Grote Kerk.
Sterbend im Rattenlochdunkel
bat er den Spittelknecht
sehen zu dürfen
noch einmal
sein BiId
"Das Komitee der Regentinnen"
bat um einen Spiegel noch
halb schon im Koma.
Niemand auf den Totenstühlen
begriff diese makabre, plötzliche Bitte
dieses furchtbare Gelächter
dieses Ausstrecken der Greisenzunge
diese Apotheose seiner Niederlage.
Das letzte Grinsen seiner zahnlosen Fratze
umgab den gläsernen Scherben
mit einer Aureole.
So wenigstens steht's geschrieben
im Memorial seines einzigen Schülers.
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