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H.M. SOIK Mond von Paris
wach auf aus dieser Nacht der Polizeipfiffe
schweißnassen Laken,
ODEAN TOI'IOUSETAUIRK den Torsen Verliebter.
Mond von Paris
wach auf?
Leuchte Lautrec
mit seinen dreißig Veilchensträußen
hinein ins Bordell.
Leuchte dem winzigen Priapus
laß ihn nicht stürzen vom Rinnstein
wenn ein Gebirg toter Herzen
unterm Asphalt bebt.
Niemand sagte ihm hinter grünen Absinthblüten,
daß der tote Dichter in den unterirdischen Boulevards
neue Abgeschiedene beEüßt mit ihren frohen Gesichtern
hinter den Fenstern der Staubequipagen.
Mond leuchte dem Vorgartenzwerg
mit seinem schwarzen Melonenpenis
seinen traurigen Hundeaugen
hinterm goldenem Kneifer.
Wie welk ist die Blüte seines Schirms
am Stummelärmchen.
Wie welk ist sein Herz
vor lauter Warten auf Liebe.
Gabrielle, Rolande, Marceline
ihr Nackten
zwischen Fauteuils, Flaschen und Sandwichplatten.
Seht über den Dächern
den Mond von Paris!
Seht drunten den Grafen mit seinen Zwerghundbeinen
seinem Kopf eines antiken Kyklopen!
Freut euch an seinem kohlenschwarzen Schnurrbart
der Zeit seines Lebens nicht üocken sein wird!
Lauscht ihr Beamtinnen der Liebe
seinen Rezitationen an die millionenäugige Seinel
"Diesmal mit Verwezungsfarben, Freunde"
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Im Salon orientalischen Gerümpels,
Peitschen, toter Morgen der Liebe.
Aus den offenen Gräbern der Spiegel
schreit das Fleisch durch die Jahrzehnte
Sind Sie's Lautrec?
Sagten Sie nicht:
"Wenn ich tot bin
werde ich des Cyranos Nase haben"
Manche erinnern sich noch
Ihrer violetten Stimme.
Und die Freunde?
Vincent ist neben Theo
begraben in Arles.
Und Emile?
Sucht unterm tödlichen Sonnenrad
als Ritter der Ehrenlegion
die Skarabäen seiner Kunst.
Und Goulou?
Ein Hund beweinte sie im Hospital,
auf Gemeindekosten war verscharrt sie.
Wie lange, Graf
geistern Sie noch durch die Speicher
von Chäteau Malrom6.
Ruhen sich hier aus zwischen toten Blumen
von Plüsch und Patschuli.
Träumen Sie weiter, daß endlich der Staub Ihrer Geliebten
auferstehn wird aus diesem Schnee
normannischer Leinwand.