Page 11 - soulofstreet#14
P. 11

uns selbst überlassen. Facebook   Woche und wieviel Patrick Lu-      die Du auf insgesamt drei Contai-
            und Instagram sind halt keine Platt-  dolph, der Familienmensch ?    nerschiffen erlebt hast.
            formen, um Fotos adäquat zu prä-
            sentieren – es sind soziale Medien.   Patrick Ludolph: Ich habe ja nicht   Die Reportage Fotografie ist ja
            Aber Social Media kann nicht alles.   von heute auf morgen alles hinge-  ebenfalls sehr eng mit der Street-
            Diejenigen, die sich über Facebook   schmissen und musste dann zuse-  fotografie verbunden, in der ja
            & Co. aufregen und es als Fluch   hen, wo die Kohle her kommt. Ich   auch oft eine Reportage fotogra-
            bezeichnen, nutzen es meistens    war schon einige Jahre zuvor neben-  fiert wird. Kannst Du uns etwas
            falsch oder haben die falschen Er-  her tätig. So hat sich der Druck in   über das Abenteuer und die Pla-
            wartungen. Gute Fotografie muss   Grenzen gehalten. Aber klar, man   nung dieses Projektes erzählen,
            in homöopathischen Dosen verab-   muss ständig in Bewegung bleiben.   von der Anfrage bis hin zum Buch?
            reicht und konsumiert werden und   Die Welt wartet nicht auf noch ei-
            daher ist ein Print dafür das besse-  nen Fotografen und schmeißt mit   Patrick Ludolph: Also eine Anfrage
            re Medium. Aber für die Ankündi-  Geld nach einem. Ich bin dazu aber   gab es von Hapag-Lloyd gar nicht.
            gung einer Ausstellung gibt es nichts   in der komfortablen Situation, nicht   Das Projekt wurde von mir initiiert.
            Besseres, als eine Veranstaltung auf   ausschließlich als Fotograf mein   Ich bin auf Hapag-Lloyd zugegangen
            Facebook zu erstellen. Nach der Zeit   Geld zu verdienen. Ein großer Teil   und habe sie so lange genervt, bis sie
            des Hypes, kommen wir in die Zeit   kommt durch Workshops, Videos    ihr OK gegeben haben. Das hat rund
            der Integration. Social Media sollte   und Publikationen. Die Schnauze   eineinhalb Jahre gedauert. Ich mag
            nicht Mittelpunkt unseres Lebens   voll davon bekomme ich aber nicht.   die Seefahrt und ich könnte stun-
            sein, aber ein Bestandteil.       Nach der Arbeit gehe ich gerne noch   denlang am Elbstrand sitzen und
                                              etwas fotografieren. Ätzend sind   dort den Schiffen zuschauen, wie sie
            SoS:  Du  bist  jetzt  im siebten  Jahr   nur die administrativen Arbeiten   in den Hafen ein- und auslaufen. Es
            deiner Selbstständigkeit. Wir war   und natürlich das Finanzamt.     war schon immer ein Traum, einmal
            es damals, von dem Hobby Foto-                                       mit einem ganz großen Pott mit-
            grafie in den Beruf Fotograf zu   Ich hoffe, dass ich sowohl als Foto-  zufahren. Im September 2016 war
            wechseln? Da entsteht ja ein hoher   graf als auch als Privatmensch im-  es dann endlich soweit. Ich ging in
            Druck, wenn jeden Monat damit     mer der gleiche bleibe. Das versu-  Singapur an Bord der Leverkusen
            die Miete verdient werden muss.   che ich zumindest.                 Express, einem Containerschiff mit
            Da kann ich mir vorstellen, dass                                     14.200 Tonnen Tragfähigkeit, 366
            man manchmal auch die Schnauze    SoS: Während dieses Interviews ist   m lang. Zwei Wochen dauerte die
            voll davon hat.                   Deine neuste Publikation erschie-  Fahrt über Taiwan, Südkorea bis
                                              nen:  SEAFARERS.  Das  Buch  ist   nach China. Ich habe einen tiefen
            Und wieviel Fotograf bist Du die   eine Reportage über die Seefahrt,   Einblick in den Alltag der Seefahrer



                                                                                        SOUL OF STREET #14    11
   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16