Page 12 - gasolin#06
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JURGEN                                         THEOBALDY



















              ?M                                                  GM





                                                                 Die Feuerleiter hängt in die Nacht hinunter,
                                                                 und die Häuser  stehen  mit herabgesackten Rolladen,
                                                                 starr sind die Gardinen,  Flecken  im Lampenschein.
                                                                 Die Körper hängen  erschöpft zwischen den Kissen,
               lfuü'lhhiz                                        sie schwitzen,  eingeschläfert  in den Verließen,
                                                                 klebrige Luft, gegen Fetzen von Tapeten gepreßt.
                                                                 Die Atemwege  sind eng, fahles Gesicht im Spiegel
               .An der Endstation war er gestrandet,             auf dem Klosett,  wer hatte sich das  gewünscht?
               tief in der Nacht, als der Reif schon still       Die Fickhefte  liegen aufgeschlagen  auf dem Boden
               auf dem Schotter zwischen                         vor dem Bett, offene Blusen, Beine gespreizt,
               den Schienen lag.                                 sie gleiten  zurück,  verdämmern  in den Kindheiten.
                                                                 Glück,  Gesundheit,  Chlor  -  Verordnungen,  die in
               Wir halfen ihm                                    den Briefkästen stecken, Köpfen,  an alle Haushalte.
               in den richtigen Wagen, dafür mußten  wir         Eine Nacht, die im Schmutz  der Morgenröte  zerläuft,
               von seinem  Brandy  nippen.                       Wasser  schlägt sich nieder auf den Eisenträgern,
               Die Flaschen schepperten                          Blasen im Stadtpark, Gurgeln,  Qualm  überm  Gaswerk.
               in der Plastiktüte, er fror,
               zitterte, erwähnte  seine Freundin, beklagte  sich
               aber nicht.
               Seine Mannschaft  hat-te
               am Nachmittag gesiegt,  das war
               Iange her.
               Schließlich  sank  er weg, unfähig
              umzusteigen,  Rotz schnob ihm aus der Nase, sackte
              auf das Trikot                                     Die Lust zu leben ist da, dieses Zimmer,
               seiner Mannschaft,  das er                        Tomaten  aus Holland leuchten  herüber.
              unterm Kittel trug,                                Das Telefon ist still, ich trete dagegen,
              und versickerte                                    ich falle durch die Tür auf den Flur,
              in dunklen Flecken  auf der Hose.                  ist hier niemand?,  nein, hier ist niemand.
              Nun  ja,  wir konnten  unsre Kleider               In der Stadt gehen die Krankheiten  um,
              auch nicht  wechseln,                              mürrische Gesichter in den U-Bahnen,
              verließen die Bahn,                                Hunde,  gepflegt,  Plakate warnen vor Kippen,
              traten hinaus, eine abgelegene                     vor Bullen und Dieben,  da fuhr ich,
              Station im Mondlicht.                              die Tüte im Arm, die Rollueppe  hoch.
              Während wir                                        Ich schließe  das Radio  an, falsche Stimme,
              über den Vorplatz  gingen,                         erzähl mir nichts  von Deutschlands  Regierung,
              fragten  wir uns, was er bis morgen                ich suche die Rock'n'Roll  Band, ich bin
              noch  erleben, wo er                               in einer Samstagnacht geboren, der Schuppen
              ankommen  oder enden  würde                        war verdunkelt, die Bomber  flogen im Suchlicht.
              und wohin wir noch  gehen  sollten.                Soldaten,  bleibt  in der Kurzgeschichte  drin!
              Wir hatten ihn Karl-Heinz genannt,                 ich rufe Zeilen  wie diese, ich onaniere
              was ihn kurz wunderte,                             vor Langeweile,  die Telefonistinnen  sind
              auch wenn er sich daran                            ausgegangen, ich lege den Hörer wieder  auf,
              nie erinnern  wird.                                ich springe  den Balkon  hinunter,  in die Rosen.
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