15 Tipps für bessere Streetfotos


Einfache Straßenfotografie Tipps – große Wirkung

 

1. Vergiss alle Strassenfotografie Tipps

Es gibt ziemlich viele fragwürdige „Vorschriften“ in der Strassenfotografie. Zum Beispiel soll man angeblich

  • nicht aus der Hüfte fotografieren
  • nicht Leute von hinten fotografieren, weil das langweilig ist
  • nicht croppen, weil das nur zeigt, dass man beim “Machen” des Bildes den falschen Ausschnitt gewählt hat.

Tatsächlich werden Bilder, die Menschen von hinten zeigen, bei Street Photography Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet (Lensculture Street Photography Awards 2017). Und das legendäre „Pfützen-Sprung“ Bild von Henri Cartier-Bresson ist heftig gecroppt.

Die Regeln für Strassenfotografie sind einfach:

  1. Der Inhalt ist eine Aussage über das menschliche Sein im öffentlichen Raum. Das kann ein Bild von einem Blatt (Matt Stuart) oder von Wolken sein. Strassenfotografie ist nicht auf die Strasse beschränkt und es müssen nicht unbedingt Menschen auf dem Bild sein.
  2. Ein Streetfoto muss „candid“ sein. Kein Element im Bild darf arrangiert oder gestellt sein.
  3. Die Nachbearbeitung soll moderat sein und darf die Integrität des Bildes nicht verletzen. Das bedeutet man darf keine Elemente hinzufügen oder entfernen. Ebenso sind extreme Techniken wie „selective coloring“ oder HDR Tabu.

Jenseits dieser Regeln liegt es ganz allein an dir, wie du Streetfotos machst.

2. Beobachte die Welt um dich herum aufmerksam!

Fotografie ist eine visuelle Kunst. Du kannst nur fotografieren, was du auch siehst. Sieh dir Formen, Muster, Farben und das Licht in der Welt um dich herum genau an.

Wo kommt das Licht her? Was für eine Qualität das Licht: Direkt oder indirekt, dunkel oder hell etc? Was für Leute sind unterwegs. Wie ist die Stimmung, sind alle eilig oder wird mehr flaniert?

Das Beobachten geht über das Visuelle hinaus. Achte auf deine Emotionen. Was bei dir starke Emotionen auslöst, ist auch die Basis für ein emotional starkes Bild sein. Lass dir Zeit, sei geduldig und aufmerksam und du wirst sehen: Die Frage „Wie fotografiere ich das?“ ist gar nicht so wichtig. Die Bilder kommen zu dir.

3. Lass dich auf die Strasse ein!

Irgendwas ist immer. Die falschen Leute sind auf der Strasse, zu viele oder zu wenig, das Licht passt nicht, und wenn du ehrlich bist, deine Kamera ist Mist und natürlich gilt gleiches für alle Bilder, die du machst. Wenn du beginnst, deine Umwelt und deine Bilder zu beurteilen, alles in Kategorien von gut und schlecht einteilst, endet deine Kreativität.

Wenn du kreativ sein möchtest und gute Strassenfotografie ist kreativ, dann brauchst du einen offenen Geist. Das ist auch einer der Gründe, warum man seine Bilder nicht unterwegs auf der Kamera ansehen sollte, der kreative Geist weicht und das Beurteilen (gutes Bild, schlechtes Bild) beginnt.

Sei einfach da, wo du bist. Lass dich auf die Strasse ein, wie sie ist: mit dem schlechten Licht, den falschen Leuten, der miserablen Kamera. Sieh, was passiert, und sieh, was du fotografieren kannst.

 

“Straßenfotografie Tipps lesen ist gut – mehr Fotografieren ist besser.”
4. Sieh dir Bilder an!

Die Menschheit drückt sich seit Jahrtausenden durch Bilder aus. Dabei ist eine unglaubliche Menge an Bildmaterial entstanden. Malerei und Fotografie (nicht nur Strassenfotografie), Kinofilme, TV Serien, Musik-Videos, Werbung. Gehe in Museen und Galerien, gehe ins Kino. Nimm die visuelle Welt um dich herum wahr. Wenn du gute Streetfotos machen willst, dann hilft dir eine gute Bilder Kenntnis.

5. Lerne Komposition!

Gute Komposition ist ein Handwerk, du kannst es mit Übung lernen. Grossartige Bilder gelingen dir dann, wenn du weißt, wie die dein Bild füllst und wie du die Elemente im Bild anordnest. Und darum geht bei Komposition. Gute Komposition allein macht noch keine guten Bilder. Aber gute Bilder basieren fast immer auf guter Komposition. Neben den elementaren Regeln, gibt es sehr spannende und komplexe Konzepte wie die Gestalt Prinzipien.

6. Eine neue Kamera macht deine Bilder nicht besser!

Ein neuer Fotoapparat ist toll und macht viel Spass. Frag dich: „Was für (tolle und grossartige) Bilder werde ich mit der neuen Kamera machen können, die ich heute nicht machen kann?“ Tatsächlich braucht man für Strassenfotografie keine besondere Kamera. Fotoausrüstung kaufen macht Spass und hilft der Wirtschaft. Deine Bilder werden dadurch aber nicht besser. Und Kaufentscheidungen kosten neben Geld auch Zeit und Energie. Beides könntest auch darauf verwenden, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern.

“Sieh dir Kunst an – und keine Testberichte”

 

7. Die meisten Bilder sind Schrott – Das ist normal!

Wenn du den Auslöser drückst, ist das Resultat Müll – im Normalfall. Das ist bei jedem so. In der Strassenfotografie ist das normal. Die Strassenfotografen, die ich ich kenne, haben Ausschussraten von 95% und mehr. Schlechte Bilder sind normal, für gute und für schlechte Fotografen gleichermassen. Erfahrene Street Fotografen lernen aus ihren misslungenen Bildern, Anfänger teilen sie auf Facebook.

“Lerne aus deinen Fehlern statt sie auf Facebook zu posten.”
8. Üben!

Fotografie ist wie ein Instrument spielen oder eine Sportart betreiben. Jeder Erfolg ist das Ergebnis von Training, Training und noch mehr Training. Und nur mit viel Training kannst du gute Bilder machen. Und wie sagte Henri Cartier Bresson sagte: „Man muss die Kuh viel melken, um nur ein wenig Käse zu erhalten.“

9. Lass andere Menschen deine Bilder beurteilen

Die eigenen Bilder selber zu beurteilen, ist schwer. Wir sind nicht wirklich die besten Kritiker unserer eigenen Arbeit. Bitte jemand, dessen Urteil du vertraust, um seine ehrliche Meinung und sei offen für kritisches Feedback. Persönlich ist mir das Feedback von zwei Gruppen wichtig: Komplette Laien ohne jede fotografische Ausbildung oder Fotografen, deren Werk ich schätze.

10. Finde deine Botschaft!

Was möchtest du ausdrücken mit deinen Bildern? Was interessiert dich? Welche Motive ziehen dich an? Die Antwort auf diese Fragen werden dir helfen, deinen eigenen Stil zu finden und weiterzuentwickeln. Nur du kannst deinen fotografischen Weg finden, deine eigenen Bilder zu analysieren , hilft dir dabei.

 

11. Lerne deine Kamera kennen!

Wenn du auf der Straße bist, dann ist deine Kamera einfach ein Werkzeug. Und dieses Werkzeug hat eine einzige Aufgabe, zu funktionieren, ohne dich abzulenken. Damit das funktioniert, musst du deine Kamera in- und auswendig kennen.

  • Belichtungsmodus
  • Belichtungskorrektur
  • ISO
  • Autofokus Modus und Feld
  • Belichtungsmessung

All das musst du bei Bedarf schnell ändern können, nicht auf der Couch, sondern auf der Straße im regnerischen Halbdunkel. Niemand liest gerne Gebrauchsanweisungen, für erfolgreiche Straßenfotografie ist es ein Muss.

Ebenso hilft enorm es, die Kamera auf deine Bedürfnisse anzupassen.

Genauso wichtig ist es die Grenzen deiner Kamera zu verstehen. Wie hoch kannst du die ISO ziehen und noch eine – für dich – akzeptable Bildqualität erreichen? Was ist die längste Belichtungszeit, mit der du verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren kannst?

12. Konzentrieren und Vereinfachen!

Fotografie ist die Kunst der Reduktion. Ein Maler addiert Elemente zu einem Gemälde. Ein Fotograf subtrahiert Elemente, bis nur noch das im Bild übrig ist, was er zeigen möchte. Frag dich, welche Elemente wirklich wichtig sind für dein Bild. Versuche alle andere Elemente aus dem Bild zu nehmen. Konzentration bedeutet Verzicht. : Wer alles zeigen will, zeigt nichts.

Auf der Strasse ist immer viel los. Visuelle Unruhe zerstört die Bildwirkung. Es gibt drei einfache Möglichkeiten, dich auf die wesentlichen Bildelemente zu konzentrieren:

  • Gehe näher ran
  • Such dir einen anderen Standpunkt, fotografiere von oben oder von unten.
  • Fotografiere im Hochformat. Damit verlängert sich das Bild zum Boden und zum Himmel hin. Himmel und Boden sind typischerweise ruhige Bildelemente.

Vereinfachen gilt auch für deine Ausrüstung: Eine Kamera mit einem Objektiv plus zusätzliche Akkus und Speicherkarten ist alles, was du im Normalfall brauchst. Alles andere ist überflüssiges gepäck, dass dich auf der Strasse langsamer macht.

“Konzentration heißt Reduktion: Wer alles zeigen will, zeigt nichts.”
13. Bleib an der Szene dran!

Wenn etwas Spannendes passiert, mache mehr als nur ein Bild. Fang an zu fotografieren, sobald es los geht, bleib dabei, beweg dich, geh näher ran und höre erst auf zu fotografieren, wenn die Szene zu Ende ist.

Die Chance ein gutes Bild von einer Szene zu finden ist ungleich viel höher, wenn du aus 10 Bildern auswählen kannst.

14. Achte auf den Hintergrund!

Der Hintergrund ist integraler Bestandteil jedes Streetfotos. Im Idealfall wird er das primäre Motiv unterstützen. Und im schlechtesten Fall ist er so unruhig, dass die gesamte Bildwirkung aufgehoben wird.

Ein Streetfoto lässt sich auch sehr gut über den Hintergrund aufbauen, das hat für Henri Cartier-Bresson sehr gut funktioniert und das wird es auch für dich tun.

 

“Ein guter Hintergrund unterstützt das primäre Motiv.”
15. Sei geduldig!

Ein gutes Streetfoto ist das Zusammenspiel aus fotografischem Können, Glück und Beharrungsvermögen.

Das braucht Zeit. Und es gibt eine Abkürzungen.

“Die drei wichtigsten Straßenfotografie Tipps: Üben, Üben, Üben.”

Diese Straßenfotografie Tipps sind als Anregung und Inspiration gedacht. Ich denke, jeder kann exzellente Streetfotos machen. Das Wichtigste auf diesem Weg: Üben, Lernen von Bildsprache und die Bereitschaft, die Qualität der eigenen Bilder rücksichtslos zu hinterfragen.

Wie bei jeder Kunstrichtung geht es auch bei der Straßenfotografie darum eine eigene Stimme zu entwickeln. Und das kannst nur du selbst.

 

 


3 Antworten zu “15 Tipps für bessere Streetfotos”

  1. servus aus wien 😉

    als satiriskEr “nur” straßen&gassen´nabelfoto + grafikEr be”folge” ich keine “der” tipps 😉 habe nur 1´ne brauchbare hand 🙁 &´somit ist “es” mit: oly´E5 illusorisch zu fotografieren . . .
    nun´und 😉 jeder kann knipsen. Auch ein Automat 🙂 Aber nicht jeder kann beobachten. Photographieren ist nur insofern Kunst, als sich seiner die Kunst des Beobachtens bedient. Beobachten ist ein elementar dichterischer Vorgang. Auch die Wirklichkeit muss geformt werden, will man sie zum Sprechen bringen 😉 Friedrich Dürrenmatt

    concluso: zu bild ´1 . . . abgeschnittene beine “gehen” gar´nicht 🙂

    mit vorzüglichEr hoch8tung – ralf

  2. Hallo Martin, ein sehr gelungener Artikel über die Streetfotografie. Ich selber habe schon immer etwas gespürt in mir, dass die Streetfotografie mir gefallen könnte. Seit dem ich im Dezember 2016 das erste Mal mit Soul of Street zum StreetWalk gegangen bin, komme ich nicht mehr davon Los, was auch gut ist. Man kommt unter Leute, tauscht sich aus und hat auch noch Spaß dabei. Damit ich besser Üben, Üben, Üben kann, habe ich selber ein Projekt gestartet. Ich gehe 365 Tage jeden Tag auf die Straße und mache ein Streetfoto. Nun bin ich schon bei Tag 246 und es macht immer noch Spaß. Wenn der letzte Tag gekommen ist, werde ich anhand der Fotos mir ein Bild machen können was ich gelernt habe. Die besten dreißig Streetfotos, werden dann in einer Vernissage gezeigt. Die Auswahl der Fotos überlasse ich dann meiner Familie und Freunde.
    Danke für die 15 Tipps, ich werde sei noch mit einbauen, man lernt ja nie aus.

    Lg. Stefan

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